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Cradle to Cradle

Häufig gestellte Fragen

1. Was bedeutet Cradle to Cradle (C2C)?

Cradle to Cradle ist Englisch für “Von der Wiege zur Wiege” und beschreibt die Zirkulation von Materialien in geschlossenen, potentiell unendlichen Kreisläufen. Im Kern geht es darum, dass Materialien nicht mehr zu „Abfall“ werden, sondern dass alle Inhaltsstoffe nach Ablauf der Nutzung wieder als Nährstoffe für den biologischen oder den technischen Kreislauf dienen. Voraussetzung dafür ist die toxikologische Unbedenklichkeit aller Inhaltsstoffe – und eine Produktgestaltung, die die Trennbarkeit der Bestandteile voraussieht. Anders formuliert: Cradle to Cradle ist die wissenschaftliche Grundlage für die Umsetzung der Circular Economy im Bauwesen. Cradle to Cradle Certified® ist eine eingetragene Marke des Cradle to Cradle Products Innovation Institute (C2CPII).

2. Warum lohnt sich eine C2C-Zertifizierung?

Das Cradle to Cradle Products Innovation Institut (C2CPII) mit Sitz in San Francisco (USA) hat ein ganzheitliches Bewertungsschema geschaffen, nach dem Produkte entwickelt, qualifiziert und zertifiziert werden können, die den C2C-Anforderungen genügen. So wie in den letzten Jahren die Nachfrage nach Gebäudezertifizierungen (LEED, BREEAM, DGNB) stetig angestiegen ist, so steigt zunehmend die Forderung nach nachhaltigen Materialien und Produkten. C2C ist eine Produktzertifizierung, das heißt: eine unabhängige Bestätigung der Produktqualität. Das Zertifikat gilt unter anderem als Nachweis der Einhaltung von Schadstoffemissionen bei Montage, im Gebrauch und Rückbau und kann bei Ausschreibungen mit Forderung von Nachhaltigkeitsaspekten als Nachweis dienen. Auch in LEED, BREEAM und DGNB sind C2C-zertifizierte Produkte bereits anrechenbar. Für die EU stellt die Transformation zur Kreislaufwirtschaft eine zentrale Zukunftsstrategie für die europäische Wirtschaft dar, die seit 2015 unter anderem mit dem Circular Economy Package gefördert wird. Nachweislich kreislauffähige Produkte werden daher in Zukunft merklich an Bedeutung zunehmen, etwa bei öffentlichen Ausschreibungen.

3. Wie läuft eine Zertifizierung ab?

Das Zertifikat wird vom unabhängigen Cradle to Cradle Products Innovation Institute (C2CPII) in San Francisco erteilt. Dazu muss KEIM nachweisen, dass alle Anforderungen des Zertifizierungsstandards eingehalten werden und dies umfangreich dokumentieren sowie mit entsprechenden Nachweisen und Messergebnissen belegen. Alle Unterlagen werden bei der Zertifizierungsstelle zur Konformitätsprüfung eingereicht. Nur, wenn alle Anforderungen erfüllt sind, wird das Zertifikat erteilt. Zudem ist alle zwei Jahre eine Re-Zertifizierung erforderlich. Da die Prüfung der eingesetzten Inhaltsstoffe tief in die Lieferkette eingreift und die stoffliche Zusammensetzung bis auf 100 ppm (0,01%) genau untersucht wird, ist das Einbeziehen der Zulieferer und Sublieferanten erforderlich. Dabei können Lieferanten ihre Betriebsgeheimnisse - zum Beispiel Produktionsverfahren - wahren, indem sie vertrauliche Informationen mittels Geheimhaltungsvereinbarung (engl. Non-Disclosure Agreements, NDAs) absichern. Werden Stoffe entdeckt, die nicht den strengen Anforderungen des C2CStandards entsprechen, müssen diese substituiert werden. Dieser Produktoptimierungsprozess ist ein wichtiger Bestandteil der C2C-Zertifizierung. Für die Auditierung, Optimierung und den gesamten Zertifizierungsprozess arbeitet KEIM mit EPEA Internationale Umweltforschung aus Hamburg und der Drees & Sommer SE zusammen.

4. Was ist der Unterschied zwischen Recycling im allgemeinen Sinne und C2C?

Das heute umgesetzte Recycling ist in der Regel ein „Downcycling“. Das heißt im Recyclingprozess der Materialien geht technische Qualität verloren. So wird zum Beispiel mineralischer Bauschutt zu Straßenunterbau, statt wieder für Wände und Fundamente verwendet zu werden. Recycling nach dem Cradle to Cradle Prinzip zielt hingegen darauf, dass alle Materialien in gleichbleibender Qualität zirkulieren können. So bleiben die Werte, die in Herstellungs- und Veredelungsprozessen geschaffen wurden, dauerhaft erhalten.

5. Wo ist der Unterschied zu anderen Labels?

Die Cradle to Cradle-Zertifizierung ist im Gegensatz zu unternehmensbezogenen Zertifikaten wie ISO 14001 (Umweltmanagement) oder Gebäudezertifikaten wie DGNB auf ein spezifisches Produkt bezogen. Nach ISO 14024 ist die C2C-Zertifizierung eine „Typ I“ Umweltdeklaration, vergleichbar mit dem Blauen Engel oder natureplus. Das heißt, festgelegte Kriterien werden durch externe Experten geprüft und verifiziert und die Ergebnisse über das Label als qualitative und nachprüfbare Information kommuniziert - in diesem Fall als Bewertungsstufe Basic, Bronze, Silber, Gold oder Platin. Im Gegensatz zur EPD (Environmental Product Declaration), die eine „Typ III“ Umweltdeklaration darstellt, welche für jedes Produkt ausgestellt werden kann, erhalten die C2C-Zertifizierung nur Produkte, welche die hohen C2C-Standards an Materialgesundheit und Rezyklierbarkeit einhalten sowie die Anforderungen bezüglich Energie, Wasser und Sozialstandards erfüllen.

6. Wie viele Produkte von KEIM sind C2C zertifiziert?

KEIM hat 80 Produkte aus zwei Produktgruppen nach C2C zertifizieren lassen: "Mineralische Produkte für mineralische Untergründe" (Innenfarben, Fassadenfarben, Betonsysteme) und "Mineralische Produkte für nicht-mineralische Untergründe" (Holzsysteme).

7. Wo finde ich weitere Informationen zum Thema C2C?

Weitere Informationen zum Thema C2C finden Sie hier auf unserer Homepage.
Unsere C2C-Broschüre finden Sie im Webkiosk .

8. Welche Kreisläufe gibt es nach Cradle to Cradle?

Das Cradle to Cradle Zertifizierungssystem unterscheidet zwischen zwei Kreisläufen, dem technischen Kreislauf und dem biologischem Kreislauf. Verbrauchsgüter, die biologisch abbaubar sind und in den natürlichen Nährstoffkreislauf zurückgehen, werdem dem biologischem Kreislauf zugeordnet. Gebrauchsgüter (z.B. Waschmaschine) hingegen werden nach dem Ende ihrer Nutzung in sortenreine Ausgangsstoffe zerlegt und einem technischen Kreislauf zugeführt.

9. Welchem Kreislauf werden die KEIM-Produkte zugeordnet?

KEIM Farben werden dem biologischen Kreislauf zugeordnet, da ihre Bestandteile über Erosion, Abrieb usw. langfristig an die Umwelt zurückgegeben werden. Produkte des technischen Kreislaufs müssen nach dem heutigen Stand der Technik sortenrein getrennt und zurückgewonnen werden können. Das ist für Farben heute noch nicht möglich. Wir sind jedoch überzeugt davon, dass die Zukunft neue Möglichkeiten der Rückgewinnung bieten und Urban Mining eine ernstzunehmende Rohstoffquelle sein wird. Gerade weil das End-Of-Life eines Gebäudes weit entfernt ist und auf dem Weg dahin Bauteile renoviert und instandgehalten werden müssen, legen wir - ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft - mit C2C-zertifizierten KEIM Produkten bereits den Grundstein für die Zukunft.

10. Nach welchen Modulen werden die Produkte bewertet?

C2C-zertifizierte Produkte werden nach fünf Modulen bewertet:

  • Materialgesundheit: Alle Inhaltstoffe wurden identifiziert und unabhängig toxikologisch bewertet. Es wird garantiert, dass keine verbotenen Stoffe aus der definierten Liste (bannend list) enthalten sind. C2C zertifizierte Produkte stellen weder ein Gesundheits- noch ein Umweltrisiko dar.
  • Materialkreislauffähigkeit: Alle Produkte sind nach dem Kreislauffähigkeitsindex bewertet und eine problemlose Wiederverwertbarkeit und damit eine effektive Nutzung endlicher Ressourcen wird sichergestellt.
  • Erneuerbare Energien: Der Energieverbrauch und der Anteil erneuerbarer Energien im Produktionsprozess wurde erfasst. KEIM produziert zu 100 Prozent mit Ökostrom. C2C zertifizierte Produkte tragen zur Energiesicherheit und –unabhängigkeit bei.
  • Wassermanagement: Wasser wird als wertvolle Ressource anerkannt und Wassereinzugsgebiete werden geschützt, um sauberes Wasser für Menschen und alle anderen Organismen verfügbar zu halten. C2C zertifizierte Produkte erhalten und optimieren die Wasserqualität.
  • Soziale Verantwortung: Das soziale Engagement und die Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Lieferkette werden bewertet. C2C zertifizierte Produkte leisten einen Beitrag zur Achtung der Menschenrechte und einer fairen, gerechten Gesellschaft.

11. Warum lässt KEIM seine Produkte nach Cradle to Cradle zertifizieren?

Der Leitgedanke des Firmengründers A.W. Keim war es, achtsam auf die Zukunft und nachfolgende Generationen zu blicken. Dem sind wir mit unseren Produkten und unserem unternehmerischen Handeln seit über 140 Jahren konsequent treu. Folgerichtig gehen wir den nächsten Schritt vom linearen zum zirkulären Handeln, um uns den Anforderungen des EU Green Deal, nach einem lebenszyklusbasierten „Design for Sustainablity“ zu stellen und einen wesentlichen und messbaren Beitrag zur Circular Economy zu leisten. Die Zertifizierung nach dem Cradle-to-Cradle®-Prinzip ist für uns daher nicht das Ziel, sondern ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer kreislauffähigen Industrie.

12. Ist Cradle to Cradle eine nationale oder eine internationale Zertifizierung?

Cradle to Cradle ist eine internationale Zertifizierung.

13. Welche Zertifikate hat KEIM erhalten?

KEIM hat für jede Produktgruppe (Interior Paint Systems, Exterior Paint Systems, Concrete Systems und Wood Systems) ein Zertifikat für die ganzheitliche C2CZertifizierung und je Produktgruppe ein Material Health Certificate (MHC) erhalten. Alle fünf Produktgruppen haben eine C2C-Zertifizierung auf dem sehr anspruchsvollem Level Silber erreicht. Bei der MHC-Zertifizierung erreichten die jeweiligen Produktgruppen sogar das Gold-Level!

14. Was ist ein Material Health Certificate (MHC)?

Das Material Health Certificate bietet eine Lösung für das wachsende Interesse von Industrie und Verbrauchern, mehr über die in Produkten in ihren Lieferketten verwendeten Chemikalien zu erfahren und besorgniserregende Chemikalien zu vermeiden. Der Material Health-Zertifizierungsprozess ist derselbe wie der Cradle to Cradle-Zertifizierungsprozess. Die Materialgesundheitszertifizierung ist kein Ersatz für die vollständige Produktzertifizierung nach dem Cradle to Cradle Certified Product Standard. Stattdessen ist es ein wertvoller Baustein zur Optimierung der Materialgesundheit für Produkte auf dem Weg zur Cradle to Cradle-Zertifizierung.

15. Welchen Beitrag leistet die C2C-Zertifizierung zur Erfüllung der SDGs?

Dadurch, dass bei der Zertifizierung Kriterien aus allen fünf Modulen (Materialgesundheit, Materialkreislauf, Erneuerbare Energien, Wassermanagement und Soziale Verantwortung) zu erfüllen sind, leistet die C2C-Zertifizierung für die SDGs Goal 1 (Keine Armut), Goal 3 (Gesundheit und Wohlergehen), Goal 6 (Sauberes Wasser und Sanitäre Einrichtungen), Goal 7 (Bezahlbare und saubere Energie), Goal 8 (Gute Arbeit und Wirtschaftswachstum), Goal 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur), Goal 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden), Goal 12 (Nachhaltiger Konsum undn Produktion), Goal 13 (Klimaschutz und Anpassung), Goal 14 (Leben unter Wasser), Goal 15 (Leben an Land) einen Beitrag.

 

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