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Farbtontool Germany | DE
Blog | 23.08.2023

Farbkarten von KEIMFARBEN detailliert betrachtet

Steckbrief:

  • Firmeneigene Farbkarten/Farbtonsammlungen mit Schwerpunkt Fassadengestaltung historisch und modern
  • Bindemittel abhängige Farbauswahl
  • Nummerierung der Farbtöne mit 2- 5-stelligen Nummern, bewusst ohne Bezug zu einem Farbsystem
  • Ca. 400 Farbtöne in KEIM-Farbkarten, 63 Töne in polyChro (Polychromie Le Corbusier)

Autor: Joachim Propfe, www.kalligrafie-propfe.de

KEIMFARBEN – bei diesem vertrauten Markennamen denkt man zu allererst an Mineralfarben und meint damit das spezielle Bindemittel dieser Anstrichmaterialien: Wasserglas. Es besitzt ganz besondere Eigenschaften bezüglich der Witterungsbeständigkeit und der Haltbarkeit eines Anstriches. Aber auch eine Eigenschaft, die sich auf die mögliche Farbtonpalette auswirkt, denn es ist alkalisch. Die farbgebenden Pigmente müssen daher alkalibeständig sein, was hauptsächlich auf anorganische synthetische wie Metalloxide und auch in der Natur vorkommende Pigmente wie Ocker und Terra di Sienna zutrifft. Da KEIM seine Anstrichmaterialen mit diesen Pigmenten produziert, ergibt sich daraus eine ganz eigene, charakteristische Farbpalette. Die Farbtöne in den KEIM-Farbkarten bleiben lange stabil und sind von Trends kaum betroffen. Die Farben haben ihre eigene Codierung, die jedoch nicht auf ein übliches Farbsystem verweist. Mineralische Farben unterscheiden sich von organischen Farben, da sie eine chemische Verbindung mit dem Untergrund eingehen und keine Schicht auf der Oberfläche bilden. Dies beeinflusst die Intensität und Leuchtkraft. KEIM nennt es das "kristalline Leuchtkraft der Mineralfarbe". Fassaden mit mineralischen Anstrichen haben auch in weniger gesättigten Nuancen eine hohe Brillanz und reagieren auf Tageslicht und Luftfeuchtigkeit. Mineralfarben werden Teil des Gebäudes, was sie für die Denkmalpflege geeignet macht. Diese besondere Leuchtkraft ist in einem normalen Farbsystem nicht darstellbar.

 

KEIM Exclusiv

Der Nutzer der KEIM Exclusiv-Karte mag deshalb nicht erstaunt sein, dass die Anordnung der Farben im Farbfächer nur sehr willkürlich dem Farbkreis folgt. Den vorangestellten satten und dunklen Volltönen folgen gelbe und rote Tön, die wieder von gelblichen abgelöst werden, an die sich grüne und blaue anschließen. Dazwischen verschiedene bräunliche und graue Töne. Auf einen dunklen und intensiven Farbton folgen Abstufungen in der Helligkeit. Mit zunehmender Helligkeit nimmt in den meisten Farbreihen auch die Sättigung ab. Die Anzahl der Abstufungen ist unterschiedlich, manchmal sind es 8, bei anderen Tönen nur 3. Die visuellen Abstände der Helligkeit sind in einigen Farbreihen annähernd gleich, in anderen können die Helligkeitsabstufungen differieren. Aus der Sicht des Farbgestalters ist es von Vorteil bei den hellen Tönen eine größere Auswahl zu haben. Denn selbst, wenn auf den Seiten des Farbfächers die Töne dicht beieinander zu liegen scheinen, kann die Wirkung auf der Fläche sehr unterschiedlich sein. Das große Plus des Fächers für die Architekturgestaltung besteht in der Auswahl von Farbtönen, die zwar kräftig, aber nie übertrieben bunt sind. Für intensive Farbakzente können die intensiven Volltöne genutzt werden.    

 

KEIM Avantgarde

Beim Namen Avantgarde mag einem das gar nicht in den Sinn kommen, doch die Kollektion KEIM Avantgarde hat eine spannende Geschichte. In der aktuellen Form knüpft sie im Format, inhaltlich und auch in ihrer Aufmachung an den KEIM-Farbblock von 1928 an. Im Kern ist sie damit eine der ältesten KEIM Farbkarten. In ihr sind neben den 68 Tönen des Farbblocks von 1928 noch die intensiven monochromen Farbtöne sowie Gold und Silber enthalten. 

Der erste KEIM-Farbtonblock war das Ergebnis Jahrzehnte langer Erfahrungen mit mineralischen Farben, denn es hatte sich gezeigt, dass diese Farben an Fassaden ausgesprochen langlebig sind. So entschloss man sich bei KEIM, eine Sammlung dieser Farbtöne für die Baugestaltung herauszubringen. Just in einer Zeit, in der sich das Bauen und die Art der Architektur grundlegend verändert hatten und Architekten wie Bruno Taut die Farbe in ihren Projekten planmäßig einsetzten und mit Keimschen Mineralfarben auch umsetzten, da nur diese die gewünschte Intensität und Brillanz hatten. Es ist daher vorstellbar, dass der eine oder andere Farbton, den Taut für seine Bauten verwendet hat in den KEIM-Farbblock einfloss und auch in der Avantgarde zu finden ist. 

Interessant ist der gestalterische Aspekt der Karte. Die Farbmuster sind der Länge nach halbiert, wodurch es möglich ist zwei Farbtöne in Kombination miteinander zu sehen. Man kann eine beliebige Farbe aufschlagen und die anderen Farben daumenkinoartig daran vorbeigleiten lassen. Auf diese Weise lassen sich sehr schöne Farbkombinationen finden, die man durch planmäßiges Überlegen gar nicht ausprobiert hätte. Zur Bemusterung gibt es die Avantgarde-wie auch die Exclusiv-Töne als einzelne A4-Muster. 

KEIM Naturstein

Naturstein gehört seit jeher zu den hochwertigen und langlebigen Baumaterialien. Je nach mineralischer Zusammensetzung und Herkunft gibt es eine große Bandbreite an Farbtönen. Wenn Sie die KEIM Natursteinkarte aufschlagen, können Sie die Weite der Farbpalette erkennen. Diese Karte vereint fast 60 Farben, die von den Farbtönen der Natursteine aus verschiedenen Regionen Deutschlands inspiriert sind, wie z. B. Sandsteintöne, die von gelblich bis bräunlich mit violetten Nuancen reichen können.

Aus der Nähe betrachtet weisen Natursteine keine homogene Farbe, sondern eine Vielzahl von Nuancen auf. Aus der Ferne betrachtet, verschmelzen diese Nuancen zu einem einheitlichen Farbeindruck, der mit einer Farbe nachgebildet werden kann. Dieser Farbeindruck spiegelt sich in der Farbkarte wider. Diese Farben eignen sich besonders gut für die sorgfältige Restaurierung oder Gestaltung von Fassaden mit Natursteinen oder in deren Nähe. Das mineralische Bindemittel ergänzt das Erscheinungsbild dieser Farben perfekt.

 

poLyChro® - Le Couleurs® Le Corbusier by KEIM

Ähnlich in der gestalterischen Intension wie die KEIM Avantgarde ist die Farbkollektion Polychromie architecturale. In einem kleinen Ringbuch sind die Farbmuster halbiert, so dass man die Töne ganz beliebig miteinander kombiniert betrachten kann. Dank Ringbuch lässt sich der Farbzweiklang beliebig erweitern. Diese Farbsammlung enthält 63 Farbtöne, die von Le Corbusier, einem herausragenden Architekten der Moderne, zusammengestellt und in seinen Bauten verwendet wurden. Er folgte dabei keiner bestimmten Systematik sondern wählte die Farbtöne subjektiv und assoziativ aus, auch unter dem Aspekt, dass alle Farbtöne harmonisch miteinander kombinierbar sind. 

Le Corbusiers Auswahl enthält auch Farbtöne, die nur mit organischen Pigmenten hergestellt werden können. Aus diesem Grund werden die Farben dieser Kollektion von KEIM als separate Produktlinie poLyChro mit eigener Rezeptur vorwiegend für den Innenbereich gefertigt. 

Farbtheorie ist nicht alles

KEIM versteht, dass Farben mehr als nur ihre Helligkeit, Sättigung und Farbton sind. Ihr Aussehen hängt auch von anderen Faktoren wie dem Untergrund, dem Licht, der Textur, der Architektur und der Umgebung ab. Farben sind komplex, ähnlich wie Sprache. Deshalb versuchen wir, diese Vielschichtigkeit nicht allein durch Koordinaten in einem Farbraum zu erfassen. Stattdessen bieten wir umfangreiche Farbsammlungen für verschiedene Gestaltungsaufgaben an. Wir möchten die Anwender ermutigen, die Farbtheorie gelegentlich beiseite zu legen und sich auf die Gesamtwirkung der Farben in ihrer komplexen Umgebung einzulassen.

 

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