Landesanstalt für Bienenkunde
Wer für die Natur baut, baut zwangsläufig natürlich. Vor diesem Hintergrund wurde die Landesanstalt für Bienenkunde als nachhaltiges Gebäude in Holzhybridbauweise erstellt. Die Fassade darf mit den Jahren von selbst altern. Damit sie in der Zwischenzeit trotzdem schön bleibt, wurde sie vorvergraut.
- Bauherr:
- Land Baden-Württemberg
- Fotos:
- Universitätsbauamt /team bildhübsche fotografie
- Standort:
- Stuttgart, Deutschland
- Produkte:
- Lignosil-Verano
- Concretal-Lasur
Bienenfreundlich und fungizidfrei vorvergraut
Bienen, Honig und Waben: Diese Themen stehen im Fokus der Landesanstalt für Bienenkunde, einer bundesweit einzigartigen Einrichtung einer Universität. Die Vielfalt der an diesem Standort betriebenen Forschungsansätze reicht von der Molekulargenetik bis zur experimentellen Feldforschung – optimale Bedingungen für das Expertenteam, das sich ausschließlich der Bienenkunde widmet.
Viele Jahre hatten die Forscher ihre Studien in einem Altbau aus dem 1960er Jahren betrieben. Nun haben Lanz Schwager Architekten BDA im Auftrag des Universitätsbauamts Stuttgart und Hohenheim einen Neubau konzipiert, der explizit an die Anforderungen der Bienenexperten angepasst wurde. Das am Rand des Universitätsgeländes mitten in die Natur gesetzte Bauwerk übernimmt vor diesem Hintergrund mehrere Aufgaben: Es dient als Laborgebäude, in dem an verschiedenen Bienenthemen geforscht wird und als Schulungsgebäude, in dem Imker in speziellen Seminarräumen mehr über die Nützlinge lernen können. Gleichzeitig fungiert es als Universitätsgebäude, in dem Studenten Kurse besuchen können. Es beinhaltet eine Forschungsimkerei mit Schreinerei, Wachs- und Schleuderraum, in der Honig produziert wird und Bienenkästen gebaut werden. Im Süden des Komplexes finden darüber hinaus auch noch Büros für das Institut Platz.
Eine Fassade, die schön und insektenfreundlich altert
Aus Gründen der Nachhaltigkeit wurde das Bauwerk komplett in Holz-Hybridbauweise realisiert. Dies war war Vorgabe des Landesbetriebes Vermögen und Bau, um mit diesem Gebäude als Pilotprojekt für nachhaltiges Bauen mit BNB Zertifizierung beispielhaft den Holzbau in Baden-Württemberg voranzubringen. Um den geforderten Brand- und Schallschutz sowie die statischen Anforderungen des Bauwerks sicherzustellen, kam in der Kernzone des Gebäudes inklusive der beiden Treppenhäuser zusätzlich Recyclingbeton zum Einsatz.
„Die für die Fassaden gewählte Holzart spielt zudem für die ökologische Qualität des Gebäudes eine bedeutende Rolle“, so Stephan Seidel, Geschäftsführer der häussermann GmbH & Co. KG, die bei dem Projekt mit dem Hobeln und der Beschichtung der Fassadenleisten betraut war. „Weißtannen wachsen vorwiegend im süddeutschen Raum sowie in Österreich, sind also im Gegenzug zur sibirischen Lärche heimisch. Zudem ist das Holz der Weißtanne harzfrei, hell und verfügen über eine außergewöhnlich gute Qualität.“, fährt Seidel fort. Mit einem speziellen Einschnittverfahren – Rift/Halbrift – lassen sich aus dem Rohmaterial speziell für den Fassadenbau geeignete Bretter erzeugen.
Mit den Jahren vergraut das Holz ebenso schön und natürlich wie das importierte Lärchenholz. Bei beiden Holzarten droht bis endgültigen Farbveränderung jedoch dieselbe Gefahr: „Während der Übergangszeit vergraut das Holz unterschiedlich, an der Wetterseite und an der Witterung ausgesetzten Stellen schneller als in geschützten Bereichen“, informiert Seidel. „Damit das Holz auch während der Übergangszeit schön bleibt, haben wir es daher mit einer mineralischen Vorvergrauungslasur von KEIM (KEIM Lignosil-Verano 4895) zweifach behandelt.“ So können die Flächen gleichmäßig altern und Abweichungen – etwa bei Vor- oder Rücksprüngen – werden ausgeglichen. Eine derart vorbehandelte Holzfassade benötigt nach der zweifachen Behandlung auch keinen weiteren Wartungsaufwand mehr. Die Abwitterung erfolgt im Vergleich zu konventionellen Vorvergrauungen zudem langsamer, da das Bindemittel mineralisch ist und durch UV-Strahlung nicht zerstört wird. Lediglich Wind und Regen tragen zur Abwitterung bei. Da die gewählte Lasur zudem ohne Zusatz von Bioziden, Konservierungsstoffen und Lösemitteln auskommt, ist sie auch für Insekten unschädlich. Nicht zuletzt ist das diffusionsoffene und nicht filmbildende KEIM Lignosil-Verano unbrennbar und trägt aufgrund der mineralischen Oberflächenstruktur zur schnelleren Abtrocknung des Holzes bei. Das Produkt ist ausgezeichnet mit Cradle to Cradle Certified® Silver und C2C Certified Material Health Certificate™ Gold.
Der Kontrast zwischen den hellen Holzflächen der Innenräume und der dunklen Außenhaut war von den Architekten sowie vom Bauherrn ausdrücklich gewünscht. „Darüber hinaus wollten wir, dass alles so natürlich und unbehandelt wirkt wie nur möglich“, stellt Voswinckel fest. Entsprechend wurde auch der Sichtbeton des Gebäudekerns lediglich mit einer farblosen, matten Lasur (KEIM Concretal) behandelt, um ihn ruhiger wirken zu lassen und auf seine ursprüngliche Qualität zu reduzieren.
Für eine natürliche Optik
Im Foyer des Neubaus weist ein aus Holz geschnitztes Wandrelief namens „Die Scharfgabe im Paradies“ von Gabriela Oberkofler symbolisch auf die Bedeutung der Natur und des Themas Nachhaltigkeit hin. Dass dieses Ziel auch in der Realität umgesetzt wurde, verkörpert der gesamte Neubau der Landesanstalt für Bienenkunde. Der Neubau wurde nach den Vorgaben des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) zertifiziert.