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News | 19.09.2023

Urban Art in Pforzheim mit Guido van Helten

DIE KUNST IST LANG! UND KURZ IST UNSER LEBEN.

Im badischen Pforzheim hat der weltweit tätige Künstler Guido van Helten ein imposantes Stück Urban Art geschaffen, das sich mit Geschichte und Charakter der Stadt auseinandersetzt. Für seine Fassadenbilder verwendet der Australier, der ursprünglich aus der Graffitiszene stammt, seit Jahren bevorzugt Produkte von KEIM – wegen ihrer Langlebigkeit und hohen Farbtonstabilität im Außenraum.

In Pforzheim könnte es kaum einen besseren Standort für Kunst im öffentlichen Raum geben als die Dietlinger Straße 8. Aufmerksamkeit ist hier garantiert: Das Wohnhaus schaut mit seiner Brandwand auf eine stark befahrene Kreuzung, an der zwei vierspurige Straßen aufeinandertreffen. Wer an der Ampel warten muss, sei es mit dem Auto, auf dem Fahrrad oder zu Fuß, schaut unweigerlich auf das 10 mal 14 Meter große Wandbild, das sich über vier Geschosse bis unter den Dachfirst erstreckt. Und auf dem Bahndamm direkt hinter der Kreuzung liegt eine S-Bahn-Station, von der Fahrgäste sogar aus erhöhter Position das Mural betrachten können.

Das Werk ist Teil einer Initiative, mit der die Stadt Pforzheim Street Art und Urban Art voranbringen möchte. Der Gemeinderat hat die Verwaltung beauftragt, diese Kunstform mit qualitätsvollen Werken und renommierten Künstlern im Stadtraum sichtbar zu machen, und möchte damit möglichst allen Menschen Angebote für kulturelle Teilhabe unterbreiten. Im Januar 2022 wurde die Kuratorin Regina Fischer mit der Leitung des Projekts „Pforzheimer Fassaden“ beauftragt. Sie erstellte zunächst eine Longlist mit 11 regionalen, nationalen und internationalen Künstlern. Eine Jury wählte daraus fünf Personen aus, die aufgefordert wurden, einen Entwurf einzureichen. Anschließend kürten die Juroren zwei Gewinner, die je eine Fassade bearbeiten durften.

An der Dietlinger Straße kam der Australier Guido van Helten zum Zug. In der Innenstadt von Melbourne aufgewachsen, wurde er von traditionellen Graffiti-Bewegungen beeinflusst und war bereits in seiner Jugend mit der Spraydose aktiv. Nachdem er seinen Abschluss als Bachelor of Visual Arts mit Schwerpunkt Druckgrafik an der Southern Cross University gemacht hatte, begann er mit großflächigen Fassadenmalereien und ist heute weltweit tätig, nicht nur in Australien, sondern auch in den USA, Jordanien, Indien und vielen Ländern Europas. Er arbeitet immer sehr figurativ und ortsbezogen, d. h. er beschäftigt sich mit der Geschichte und Atmosphäre eines Ortes. Und er malt die Menschen in einer hoch realistischen Bildsprache anhand von Fotos, die er bei seinen Recherchen über die Gemeinschaft an jedem Ort gemacht hat.

In Pforzheim begab sich van Helten Anfang des Jahres auf eine etwa zweiwöchige Erkundungsreise. Bewaffnet mit Skizzenbuch und Kamera und begleitet von der Kuratorin und dem Team des Kulturamtes, sprach er mit Hunderten von Menschen, besuchte Museen und andere Einrichtungen, um sich über die Stadtgeschichte zu informieren. Besonders faszinierten ihn dabei die Tradition der Schmuckherstellung in der „Goldstadt“ sowie die außergewöhnlich starke Zerstörung und der Wiederaufbau Pforzheims nach dem Zweiten Weltkrieg, die sich bis heute im Stadtbild niederschlagen: Es gibt es kaum noch historische Bausubstanz und stattdessen überdurchschnittlich viel 50er-Jahre-Architektur. Das Interesse des Künstlers war so groß, dass er seinen Aufenthalt sogar verlängerte, um am 23. Februar an allen Gedenkveranstaltungen für die verheerende Bombennacht von 1945 teilzunehmen.

Im Mai kletterte er dann an der Dietlinger Straße 8 auf einen Hubsteiger und schuf sein Werk auf der fensterlosen Giebelwand. Mit welchen technischen Hilfsmitteln van Helten es schafft, die riesigen Porträts fotorealistisch auf die Fassaden zu bringen, will er nicht verraten. Sehr wohl aber, welche Farben er gerne verwendet: Seit er feststellen musste, dass bei einigen seiner frühen Arbeiten die Töne bereits unter der Sonneneinstrahlung zu verblassen beginnen, setzt er auf Produkte von KEIM, die für ihre Langlebigkeit bekannt sind. KEIM Concretal-Lasur und KEIM Soldalit eignen sich sehr gut für die mineralischen Untergründe seiner Wandbilder und für seine Arbeitsweise, die eng mit der Aquarellmalerei verwandt ist, bei der mehrere nicht-deckende Farbschichten überlagert werden. Weil Mineralfarben keinen Film auf der Oberfläche bilden, sondern mit dem Untergrund „verschmelzen“, kann sich van Helten die saugenden Eigenschaften von Beton, Mauerwerk oder Putz zunutze machen, um zarte, durchlässige Farbschichten zu erzeugen. Durch eine Mischung aus Pinsel-, Airless- und HVLP-Sprühauftrag erzeugt er die fließenden Übergänge und feinen Schattierungen seiner großflächigen Werke. Das warme goldfarbene Abendlicht, in das der Künstler sein Mural getaucht hat, erinnert an den Ruf der Kommune als Goldstadt.

Auf sein Wandbild in Pforzheim sei er besonders stolz, sagt Guido van Helten, weil er hier sehr viel von der Geschichte des Ortes erfahren konnte. Bei der Bevölkerung trifft das Werk auf positive Resonanz: Während seiner Arbeit an der Fassade winkten dem Künstler immer wieder Personen aus dem Auto zu und zeigten mit dem Daumen nach oben – auch zwei über 80-jährige Passantinnen äußerten sich wohlwollend. Das Konzept des Gemeinderats, mit Urban Art ein niederschwelliges Kulturangebot zu schaffen, scheint also aufzugehen...

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