Interview mit Ulrich Allgaier

Wie bist Du zu Deinem jetzigen Beruf gekommen?

Das ist ganz einfach: Ich hatte mir überlegt, wie ich ohne Arbeit gut Geld verdienen kann – und da blieb außer der Malerei nicht viel übrig. (kleiner Scherz)

Meine Liebe zur Malerei beherrschte mich schon früh in meinem Leben. Dabei war mein Vater ein guter Lehrer und Motivator. Schon als 4-jähriges Kind konnte ich Häuser perspektivische zeichnen. Nach Abitur und Wehrdienst (ja – so etwas gab es damals noch) wurde ich auf meinen bemalten Motorradtank angesprochen. Daraufhin bekam ich den Auftrag eine Illustration für ein Schallplattencover zu malen. Dies hat nicht nur Spaß gemacht und ergab ein tolles Ergebnis, zusätzlich weckte es den Stolz meiner Eltern (die zuvor einem Berufswunsch Malerei eher skeptisch gegenüberstanden).
Daraufhin malte ich Illustrationen für mehrere Schallplatten- und Zeitschriftencover, für Plakate und Festivalshirts. Durch die Schallplatten kam ich zu Diskotheken und dort über Plakate letztendlich zur Wandmalerei. Im Gegensatz zu den Illustrationen malt man dabei nicht nur aus dem Handgelenk, sondern unter vollem Körpereinsatz. Dabei ist die Wirkung großdimensionierter Malereien immer wieder überwältigend und schafft auch direkte Reaktionen der Betrachter. Zudem ist der Aufwand für ein Wandgemälde das 3 x 3 Meter groß ist nahezu derselbe wie für eine 80 x 80 Zentimeter große Illustration. Einzig Pinsel und Farbmengen werden größer.

Meine große Leidenschaft für Kunst und Malerei trieb mich stetig an. Doch nie hätte ich als Jugendlicher von solch einer erfüllende Karriere zu träumen gewagt. Und dies ohne Berufsausbildung oder Studium, nur mit etwas Fleiß und ganz viel Glück !

Eine große Freude ist auch, dass ich die jahrelang angesammelte Erfahrung und mein Wissen als Autor von Büchern über Wand- und Illusionsmalerei, sowie in etlichen Seminaren bei Keimfarben weitergeben kann.

Wie läuft die Vorbereitungsphase bei einem Projekt ab? Wie lange dauert durchschnittlich ein Projekt? 

Das Wichtigste ist die Analyse des Objekts, Materialien (Wärmedämmung?), formale, architektonische Gegebenheiten, Sichtachsen, Ausrichtung zum Sonnenstand und natürlich die Eigenschaften und Besonderheiten der Umgebung. 
Die Wandmalerei sollte sich meines Erachtens immer der Architektur unterordnen, schlussendlich eine gelungene Symbiose eingehen, zum Gesamtkunstwerk werden. 

Danach beginnt die Motivfindungs- und Entwurfsphase, erst mit vielen kleinen schnellen Skizzen, dann mit maßstäblichen Entwürfen und Wandabwicklungen und Modellen.

Die Dauer eines Projektes variiert, je nach Dimension und Thema, von einem Tag bis hin zu etlichen Monaten.

Was sind häufig die größten Schwierigkeiten?

Von den Unbilden des Wetters und den Termineinhaltungen der Vorgewerke (außer man malt in der Schweiz) wollen wir hier lieber nicht reden.

Welches war bisher Dein größtes/schönstes Projekt?

Das größte Projekt waren bisher die Anne-Sofien-Höfe in Langen. Wir haben 9 Wohnblocks mit abstrahierten aufstrebenden floralen Formen und stilisiertem Himmel gestaltet. Als Eyecatcher - und dass die Bewohner Ihr Haus wiederfinden -  bekam jede Stirnseite noch einen großen naturalistisch gemalten Schmetterling. Die Gesamtfassadenfläche ist knapp 10.000m² und wir hatten ein tolles Team aus freischaffenden Künstlern und Praktikanten, mit dem wir mehrere Monate an der Wand waren.

Mein schönstes Projekt ist immer das, an dem ich gerade arbeite, da ich dann mit voller Liebe dabei bin.

Was war die bisher größte Herausforderung? Gibt es Momente, in denen Du Dir manchmal lieber einen anderen Beruf wünschen würdest? 

Jedes Projekt ist eine Herausforderung, immer anders geartet – doch am Ende wird alles gut!
In keinem Moment wünschte ich mir je eine andere Tätigkeit, doch auf gewisse aufreibende Aspekte (Kalkulation, Buchhaltung, Steuer) könnte ich gerne verzichten.

Wie fühlt es sich an, wenn ein Kunstwerk vollendet ist?

Glück und natürlich auch etwas Stolz ;-)

Wie würde Dein Traumobjekt aussehen, wenn Du Dir ein Projekt wünschen dürftest?

Das Leben bietet mir ständig solch spannende Projekte, dass ich mir eigentlich nichts Besseres ausdenken könnte.
Ich würde mir jedoch auch wünschen (mit zunehmendem Alter) kreative großartige Gestaltungsentwürfe für neue und alte Architekturen zu entwerfen, die dann von Malerbetrieben umgesetzt werden.

Was macht dir bei deiner Arbeit am meisten Spaß?

Ich liebe es mich mit jedem Projekt neuen Herausforderungen zu stellen, mich intensiv mit immer anderen, unterschiedlichsten Themen und Anforderungen auseinanderzusetzen, jedes mal etwas dazuzulernen und dadurch in Bereiche einzutauchen, die mir sonst verschlossen geblieben wären.

Kunst im öffentlichen Raum kann auch eine starke soziale Wirkung haben. Sie kann nicht nur eine Aufwertung einzelner Bauwerke sein, sondern das Image ganzer Gebiete beeinflussen. Es ist eine große Freude mitzubekommen, wie sich die Bewohner mit „Ihren“ Gebäuden identifizieren und mit diesen auch respektvoll pfleglich umgehen. Zudem ist eine gekonnte Wandmalerei auch ein guter Grafittischutz.

Es ist ein tolles Gefühl einen bleibenden Eindruck in der Öffentlichkeit zu hinterlassen. Tiefe Dankbarkeit habe ich auch für die Unmenge an Lob und Anerkennung, die einem während und nach der Umsetzung eines Projektes geschenkt wird.

Was begeistert dich an unseren Farben?

Wenn der Außendienstler eines Mitbewerbers erstaunt ist, dass die Fassadenmalerei an der Sonnenseite meines Ateliers nach weit über 20 Jahren noch in dieser Farbenpracht erstrahlt!

Welches ist dein KEIM Lieblingsprodukt?

Im Außenbereich verwenden wir ausschließlich KEIM-Produkte. Mit entsprechender Grundierung sogar auf ungewöhnlichen Oberflächen wie Metall. Das Lieblingsprodukt? Schwer zu sagen, da wir meist verschiedene Produkte einsetzen. Natürlich KEIM Soldalit, weil damit auch zuvor mit organischen Farben beschichtete Fassaden mit KEIM gestaltet werden können. Ganz wichtig KEIM Soldalit-Coolit, da Fassaden immer öfter wärmegedämmt sind. Ab und an auch KEIM Granital, da bestimmte Farbtöne nur damit umzusetzen sind.Unverzichtbar auch die Designlasuren, mit denen man wunderbar spielen kann.Und absolut zeitgemäß KEIM Soldalit-ME, das ganz nebenbei noch die Umwelt reinigt.