Frauenfriedenskirche
Einer der erstaunlichsten Sakralbauten Deutschlands stand bei seiner Errichtung in den 1920er Jahren in voller Farbenpracht. Nach starken Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurde die Frauenfriedenskirche wiederaufgebaut, blieb aber jahrzehntelang unscheinbar mit grauen Wänden und kaum noch erkennbaren Bildern. 2018 bis 2020 wurde die Kirche grundlegend saniert und restauriert. Mit dem neu gestalteten Altarraum erstrahlt sie jetzt wieder in der Farbigkeit ihrer Bauzeit.
- Architekt:
- Planungsring Ressel Architekten GmbH
- Fotos:
- Tobias Kammerer
- Standort:
- Frankfurt on the Main, Deutschland
- Produkte:
- Innostar
Einer der erstaunlichsten Sakralbauten Deutschlands stand bei seiner Errichtung in den 1920er Jahren in voller Farbenpracht. Nach starken Zerstörungen im 2. Weltkrieg wurde die Frauenfriedenskirche wiederaufgebaut, blieb aber jahrzehntelang unscheinbar mit grauen Wänden und kaum noch erkennbaren Bildern. 2017 entschied sich die Diözese Limburg einen bundesweiten Wettbewerb auszuloben, der in der rekonstruierten denkmalwerten Farbfassung eine Neuordnung der liturgischen Einrichtung vorsah. Nach längerer Beschäftigung mit der historischen Bedeutung und einer Entwurfslegung zur Neugestaltung der Prinzipalstücke wurde der Entwurf von Tobias Kammerer der Liturgie- und Kunstkommission des Bistums Limburg zur Ausführung empfohlen. 2018 bis 2020 wurde die Kirche grundlegend saniert und restauriert. Mit dem neu gestalteten Altarraum erstrahlt sie jetzt wieder in der Farbigkeit ihrer Bauzeit.
Die Befunde der Erstfassung ergaben erstaunliche Farbergebnisse. Im Archiv fand man ein Schriftstück vom Oktober 1928 über einen Vertrag zwischen der Pfarrgemeinde und dem Maler. In diesem Schriftstück findet man einen zweimaligen Silikatfarben-Anstrich mit Keimscher Mineralfarbe. So entschied man sich in der aktuellen Renovierung wieder für KEIM Farben, nun mit KEIM Innostar. Diesmal erstellte man aber ein genaues Register mit einer speziellen Nummer für jede Farbe mit Ihrer Rezeptur, sodass kommende Generationen problemlos Zugriff auf die Farbtöne haben. „In Anbetracht der Farbigkeit und der Kunstgegenstände ergreift einen das Wohlempfinden eines Gesamtkunstwerkes und man erinnert sich an die wunderbaren kunstvollen Erzeugnisse des Bauhauses“, so Tobias Kammerer, ein international tätiger Künstler, der die neue lithurgische Einrichtung der Kirche entworfen hat. Kammerers erklärtes Ziel ist es, Gebäuden und Räumen in ihrer Funktionalität durch malerische und plastische Komponenten zu ästhetischem Mehrwert zu verhelfen. Seine Künstlergeschichte begann schon während seiner Studienzeit. Die künstlerische Sozialisation verdankt er der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Auf der schwarz gestrichenen Decke en sich die drei Ringe in Grün, Rot und Ultramarinblau aus. Zylindrisch gehen sie nach unten und die Kante ist in Gold gehalten. Was für eine Pracht, und das über den in orange gehaltenen Seitenwänden. Das Vorzimmer Gottes zeigt sich hier farbtrunken, in der Herrlichkeit der Schöpfung als Glorie im stärksten Kolorit, das zur damaligen Zeit möglich war. Die Farbigkeit zieht sich wohltuend im Deckenspiegel des Langhauses weiter und die Dachpfetten sind rot gestrichen, mit lindgrüner Unterkante. Die Verkleidung der Orgel ist wiederum in Gelb gehalten. Die Taufkapelle strahlt durch ein sanftes Dunkelrot eine verklärte Mystik aus. In der Krypta wird man von Ruth Schaumann`s Pieta geradezu ergriffen. Der umlaufende Arkadengang im Ehrenhof verblüfft durch eine rote Wand und einer grünen Decke. Farbzusammenstellungen die im ersten Moment, so meint man, nicht gehen können. Durch die erstaunlich schlichte Bepflanzung mit Rosenhecken und Rasen lässt dies einem bei der Schönheit und Ästhetik an einen Paradiesgarten denken. Als Farbe für die Prinzipalstücke lag Gold auf der Hand. Durch die gezielte Unterleuchtung des Altares zeigt er sich wie ein zentraler Kelch, Sinn für Leib und Blut Christi. Er wird zur Sammelstelle der Gemeinde, zur neuen Mitte.
Im Nachgang erweist sich Frauenfrieden als ein Beweis für den Lehrsatz, dass man vor 100 Jahren die Moderne sehr farbig anging. Man eroberte sachliche strenge Formen, gab ihnen aber die stärksten Farben, die man damals zur Verfügung hatte. Frauenfrieden ist ein Zeugnis dieser Verbundenheit zur Farbe.
Text: Tobias Kammerer M.A. / KEIMFARBEN