Schloss Kummerow
Nach dem Dornröschenschlaf und umfangreichen Sanierungsmaßnahmen beherbergt Schloss Kummerow heute eine hochkarätige fotografische Sammlung. Das Schloss von Torsten am Kummerower See besticht durch ein außergewöhnliches Sanierungskonzept, das die Spuren der Vergangenheit konserviert und sichtbar nur dort Neues setzt, wo Fehlstellen entstanden sind. Seit 2016 ist es öffentlich zugänglich und beherbergt Kunerts überaus sehenswerte Sammlung internationaler Fotografie.
- Architekt:
- André George
- Bauherr:
- Schloss Kummerow gGmbH
- Fotos:
- André George, Thomas Wesely
- Standort:
- Kummerow, Deutschland
- Produkte:
- NHL-Kalkputz-Fein
- Athenit-forte
Ein bröckelndes Denkmal
Der heutige Schlossherr, Torsten Kunert, kaufte das Schloss bei einer Auktion. Es wies erhebliche Schäden an Dach, Dachentwässerung, Fenstern, Türen und Außenputz aufgrund vernachlässigter Reparaturen und Instandhaltung auf. Die Betondeckung des Dachs war undicht, es gab Schwammbildung und Schäden an der originalen Dachstruktur und Stuckdecken. Sofortige Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen wurden ergriffen, wobei darauf geachtet wurde, die historischen Spuren sichtbar zu belassen, anstatt sie perfekt zu restaurieren. Architekt André George erklärt, dass dies eine Abkehr von der üblichen handwerklichen Perfektion bedeutete.
Patina statt Perfektion
Die Sanierung des Schlosses wurde in mehrere Abschnitte aufgeteilt, und die Fördermittel waren entsprechend gegliedert. Der Architekt übernahm die Leitung während eines solchen Abschnitts, was seinen Einstieg erleichterte, da sein Vorgänger plötzlich verstorben war.
Bei der Sanierung der Fassade lag der Schwerpunkt darauf, möglichst große Teile des Originalputzes zu erhalten und zu sanieren. In einigen Bereichen wurde neuer Kalkputz mit regionalen Sanden gemischt, um den Originalputz zu ersetzen. Ziel war es, die Fassade in ihrer besonderen Eigenfarbe zu belassen, ohne sie zu überdecken. Der Putz wurde sorgfältig bearbeitet, um seine feine körnige Struktur freizulegen.
Für das Dach wurde darauf geachtet, dass es sich in Form und Erscheinung der Fassade anpasst, um keine neuwertige Optik zu erzeugen. Die benötigten Biberschwänze für die Dachdeckung wurden gebraucht beschafft und nur teilweise durch neue ergänzt, um dem Dach eine patinierte Ausstrahlung zu verleihen.
Dialog zwischen Alt und Neu
Diesen Ansatz setzte man auch in den Innenräumen um. Die Holzbalkendecke in einem Raum wurde nach der Instandsetzung der Konstruktion ohne Verputz belassen, damit der Aufbau und die notwendigen Sanierungsarbeiten beispielhaft sichtbar bleiben. Holzoberflächen an Treppengeländern und Türen wurden lediglich gereinigt und abgebürstet, Ergänzungen bewusst nicht farblich gefasst und angepasst – die Spuren der
Vergangenheit sollten ebenso sichtbar bleiben wie Unregelmäßigkeiten durch den Gebrauch. Der interessierte Besucher kann alten Stuck entdecken, lediglich gesäubert und fixiert, faszinierende Farbspiele historischer Wandhäute oder ein Stück Abwasserleitung, das aus der Wand ragt und Zeugnis ablegt von dem ehemals pragmatischen Umgang mit historischer Bausubstanz.
Die Wandflächen der Räume wurden vielfach nicht vollflächig weiß gefasst. Sie zeigen Flächen mit erhaltenen Zeitzeugnissen, Oberflächenbearbeitung und Farbtöne aus der Bauzeit sowie Anstriche und Symbole der sozialistischen Nutzungszeit. An den Wänden des Saales finden sich verblichene Schablonen-Drucke mit stilisierten Cocktailgläsern in 60er-Jahre-Ästhetik – Relikte aus DDR-Zeiten, als hier viel getanzt und gefeiert wurde – neben durchgehend weiß gefassten Wänden als Hintergrund für die hochklassigen Kunstwerke.
Schäden und Mängel ließ man mit mineralischem NHL-Kalkputz Fein von KEIM so verschlichten, dass sie noch als solche zu erkennen sind. Der kalkmatte Anstrich erfolgte mit der Kalkfarbe KEIM Athenit-forte. „Ich versuche immer, meine Bauherren von der Qualität KEIM’scher Silikatfarben zu überzeugen, weil ich selbst davon überzeugt bin“, erklärt der Architekt. „Lichtechtheit, Dauerhaftigkeit und bauphysikalische Vorteile sind Qualitätsmerkmale, die sich oft schon nach fünf Jahren rechnen und dann viele Jahre Freude bereiten.“
Im Mai 2018 wurden die Gesamtsanierungsmaßnahmen nach über 6 Jahren abgeschlossen, einschließlich der Außenanlagen. Die fotografische Sammlung auf Schloss Kummerow ist noch ein Geheimtipp, aber Kunstliebhaber aus ganz Deutschland pilgern bereits dorthin und entdecken die Schönheit der historischen Schlossanlage und ihre kunstvolle Wiederherstellung. Die Sammlung umfasst Werke namhafter Ostfotografen sowie international bekannter Fotografen und Videokünstler wie Candida Höfer, Andreas Gursky, Thomas Demand, Helmut Newton und Marina Abramovič. Diese Werke treten in Dialog mit den Spuren der Vergangenheit des Hauses und seiner Geschichte. Schloss Kummerow hat somit beste Voraussetzungen, ein Mekka für Kunst- und Architekturinteressierte zu werden.
Text: Susanne Mandl