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Referenzen

Öko-Holzbausiedlung Meerleben

Eine Baugemeinschaft errichtet an der Ostsee ein Dorf aus vollökologischen Holzrahmenhäusern. Die ganzheitliche Ausführung ohne Schadstoffe setzt ein ebenso rohstoffliches wie gesamtgesellschaftliches Zeichen.

Architekt:
agmm Architekten + Stadtplaner
Fotos:
Matthias Arndt
Standort:
Wismar, Deutschland
Produkte:
  • Lignosil-Verano

Um ihre alternativen Vorstellungen vom Bauen, Wohnen und Leben zu realisieren, haben sich Menschen unterschiedlicher Altersklassen und Lebensentwürfe zu einer Baugemeinschaft zusammengeschlossen. Für das nur 800 m vom Ostseestrand gelegene, 7.700 m² große Grundstück bei Wismar sah der Bebauungsplan eine dorfähnliche Ferienhaussiedlung vor, die von den Eigentümern sowohl selbst genutzt als auch vermietet werden kann. Dort errichtet die Baugemeinschaft mit Namen Meerleben (www.meerleben-baugemeinschaft.de) in drei Abschnitten insgesamt 14 Ferienhäuser in energiesparender, vollökologischer Holzrahmenbauweise, die ersten sieben sind nun bezugsfertig. Der Erwerb, die Planung und die Umsetzung des Projekts erfolgten im Kollektiv. Zum Ensemble werden später auch ein Gemeinschaftshaus sowie eine Grünfläche für Freizeitaktivitäten gehören. 

Städtebauliche Qualität versus neubaulichem Wildwuchs

Sämtliche im ersten Bauabschnitt errichteten Ferienhäuser haben eine Bodenplatte inklusive Sockel aus Faserzement erhalten. Deren Perimeterdämmung erfolgte mit umweltfreundlichen Schaumglasplatten aus recyceltem Altglas. Die architektonische Basis bildet ein von den Architekten entwickeltes Konfektionshaus, mit vereinheitlichten Standards die Gebäudehülle, Fenster und Dächer betreffend, bei entsprechenden Kostenvorteilen. So darf die Dachneigung maximal 45 Grad betragen, die Traufhöhe maximal 3,80 m und die Firsthöhe maximal 8,60 m. Erker, Türmchen, Säulen und Gauben sind ausgeschlossen, Dacheinschnitte für z.B. Dachterrassen dürfen maximal 1/3 der gesamten Trauflänge des jeweiligen Gebäudes aufweisen. Ihre Individualität können die Mitglieder bei den Grundrissen ausleben, mit variablen Patios, Terrassen und Lichthöfen. Dabei misst das Baufenster der Häuser 11 m x 13 m, wobei die tatsächlichen Grundflächen unterschiedlich ausfallen. Der Siedlungscharakter wird von der Vielfalt der Häuser geprägt, und zugleich von deren Einheit aus Material und Gestaltungsrahmen getragen. Dem Betrachter eröffnet sich sofort die Bezüglichkeit von Mensch und Architektur, die einen städtebaulichen Anspruch formuliert und dem zusammenhanglosen Wildwuchs deutscher Neubaugebiete bewusst hohe Qualitäten in Entwurf und Ausführung entgegengestellt.

 

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Vorvergrauung mit KEIM Lignosil-Verano

Die aus vorgefertigten Wandelementen mit einem nur 16 cm tiefen KVH-Rahmen errichteten Holzrahmenhäuser haben allesamt eine vertikale Douglasienschalung von 24 mm als Fassadenbekleidung erhalten. Die mit einer silikathaltigen Lasur behandelten Bretter sitzen mit einer Hinterlüftungsebene von 7 cm auf Konter- und Traglattungen, die auf Holzweichfaserplatten geschraubt wurden. „Wir haben uns für die Vorvergrauung mit KEIM Lignosil-Verano entschieden, weil wir die unschöne fleckige Alterung des Holzes vermeiden wollten. Um möglichst nah an der natürlichen Holzoptik zu bleiben, haben wir uns bewusst gegen eine deckende Beschichtung ausgesprochen“ führt Patric F.C. Meier von den agmm Architekten + Stadtplaner aus. Dabei konnten die Siedler aus drei KEIM Lignosil-Verano-Farbtönen wählen. Die kammergetrockneten und gehobelten Douglasienbretter wurden werkseitig zweifach über einen sogenannten Impregmaten im Vakuummatverfahren beschichtet. Dies bewirkt, dass die Vergrauung der bewitterten Holzschalung gleichmäßiger vonstattengeht und sich eine weitere Behandlung, Schleifen, Streichen etc. erübrigt. Ein wichtiger Faktor, da mit dieser ersten auf dem Markt befindlichen Silikatfarbe für Holzfassaden nicht nur ein dauerhafter Schutz vor Regen, Sonne und Frost gewährleistet wird, sondern zugleich auch die Optik für rund 20 Jahre ebenmäßig bleibt. Denn KEIM Lignosil-Verano führt frische Holzschalungen in einen fleckenfreien Alterungsprozess. Im Laufe der Jahre nähert sie sich dann schrittweise der erwünschten, silbergrauen Patina uralter Blockhäuser an. Dabei wird die Grundstruktur des Holzes wie auch dessen Diffusionsfähigkeit nicht beeinträchtigt, denn die Silikat-Lasur ist weichmacherfrei und ohne Zusatz von Konservierungsstoffen und Lösemitteln Aus rund 19 m³ Douglasienholz wurden 700 m² an Fassadenschalung für den ersten Bauabschnitt vorvergraut.

GFM-Platte vereinfacht und optimiert Bauprozess

Die Konstruktion der Gebäudehüllen wiederholt sich bei sämtlichen sieben Häusern – und wird auch bei den folgenden Bauabschnitten zur Anwendung gelangen. Der Wandaufbau besticht durch seine Einfachheit, bedingt durch die multivariablen Bauqualitäten ein- und desselben Bauteils. Ermöglicht wird diese Konstruktionsrevolution durch die 3 cm dicke, leimfreie GFM-Platte (GFM = gluefree massive) aus VOC-unkritischer, Schwarzwälder Weißtanne. Sie steift als schadstofffreier OSB-Ersatz nicht nur die Holzrahmenwerke aus, sondern fungiert in einem Arbeitsgang auch als luftdichte Ebene, bildet darüber hinaus die natürliche Dampfbremse in beide Richtungen, und formiert obendrein die abschließende Innenraumoberfläche. Zudem kann der KVH-Rahmen aufgrund der Dämmwirkung der 3 cm dicken, luftdichten Massivholzebene schmäler ausfallen, was die Baukosten senkt. Dieses einfache Konstruktionsprinzip, das sowohl den statischen als auch den raumklimatischen wie auch den bauphysikalischen und optischen Ansprüchen genügt, spart Zeit, Geld und kostbaren Materialeinsatz. Der diffusionsoffene Wandaufbau benötigt keine Folien, kein Abkleben, kein Verspachteln, keine Holzwerkstoff- und keine Gipsplatten. Die GFM-Platte wird auf den KVH-Rahmen geklammert – fertig. Final wurden die geschliffenen Holzoberflächen in Teilen sogar sichtoffen gelassen. Infolgedessen hat die GFM-Platte im Holzrahmenbau ein neues Zeitalter eingeläutet: Rohbau ist gleich dem Innenausbau. Und zugleich kehrt wieder mehr naturbelassenes Holz in den Holzständerbau zurück. Bei der Dämmung von Wänden und Dächern setzt die Baugemeinschaft auf eingeblasene Holzfasern aus unbehandeltem Tannen- und Fichtenholz.

Gemeinschaftliches Bauen und Wohnen auf dem Vormarsch

Der Trend vom individuellen hin zum gemeinschaftlichen Bauen und Wohnen hat zugenommen. Alles alleine zu stemmen erfordert mehr an Zeit, Geld und Nerven, als viele alleine aufbringen können oder wollen. Gemeinsam jedoch lassen sich die vielfältigen Erfordernisse besser bewältigen. Außerdem sinken die Baukosten ganz erheblich, da die Margen des Bauträgers und die Courtage des Immobilienmaklers entfallen. Die Mitglieder der Baugemeinschaft Meerleben fungieren selbst als verantwortliche Unternehmer, die in ihrer zukünftigen Behausung wohngesund leben, und nicht mit dieser spekulieren wollen. Die Menschen verstehen sich als Teil eines Dorfes, in dem man aufeinander Bezug nimmt, miteinander engagiert und interessiert lebt. Kein Wunder, dass das ganzheitliche Siedlungskonzept schon einen Nachfolger gefunden hat: die ‚Holzbaugemeinschaft Eifelleben‘ (www.holzbaugemeinschaft-eifelleben.de).

Autor: Marc Wilhelm Lennartz - Independent journalist, speaker & book author
Kontakt: www.mwl-sapere-aude.com 

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